Am 17. November ist Welt-Frühgeborenen-Tag
Henny hat Schluckauf

(08.11.2023) Auf der Kinderintensivstation des St.-Antonius-Hospitals Kleve werden Frühchen und kranke Neugeborene bestmöglich versorgt. Das gibt Eltern Sicherheit.

Wir haben uns hier von Anfang an wohl und sicher gefühlt“, sagen Judith und Marc Daniels über das St.-Antonius-Hospital.

Henny hat Schluckauf. Den hat sie öfter. Er schüttelt sie, nervt sicherlich ein bisschen. Und er macht deutlich, wie normal das Leben sein kann. Denn ganz normal ist Hennys Leben nicht. Sie kam am 18. August 2023 zur Welt, sechs Wochen vor ihrem errechneten Geburtstermin. Danach kümmerte sich das Team der Neugeborenen-Intensivstation im Klever St.-Antonius-Hospital um das sehr kleine Mädchen. Gemeinsam mit ihren Eltern Judith und Marc. Sehr umsichtig, sehr unaufgeregt, mit großer Sicherheit. Seit Ende September ist Henny zuhause in Uedem – und entwickelt sich prächtig.

"Wir holen das Kind jetzt"
Es war absehbar, dass Henny zu früh zur Welt kommen würde. Sie wurde im Mutterleib zuletzt nicht optimal versorgt. Dass sie bereits sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin auf die Welt kommen musste, war für die jungen Eltern doch ein kleiner Schock. „Wir holen das Kind jetzt“, sagte Susanne Heiden, leitende Oberärztin der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie. Die Laborwerte zeigten es an, zudem drohte eine Schwangerschaftsvergiftung. „Auf einmal war es Realität“, erinnert sich Judith Daniels. Es blieb ein Tag zur Vorbereitung auf die Operation.

Von einer Frühgeburt spricht man, wenn ein Baby vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt. Die Gründe reichen von Infektionen bis zur Präeklampsie, bekannt auch als Schwangerschaftsvergiftung. Der Anteil der Frühgeborenen im St.-Antonius-Hospital liegt ähnlich wie im Bundesdurchschnitt bei 8 bis 10 Prozent der Neugeborenen.

Für herausfordernde Geburtssituationen ist das Klever Krankenhaus optimal ausgestattet: In unmittelbarer Nachbarschaft zum Kreißsaal befindet sich die Neugeborenen-Intensivstation, ein OP-Team ist stets im Hintergrund verfügbar. Bei Bedarf kann sofort ein erfahrener Kinderarzt hinzugezogen werden, sodass bei allen denkbaren Notfällen ein sofortiges ärztliches Eingreifen gewährleistet ist.

Denn: Je nachdem, wie früh ein Baby auf die Welt kommt, sind wichtige Organfunktionen noch nicht ausgereift. Dazu gehören vor allem die Funktionen der Lunge, der Nieren und des Darmes. „Die Atmung muss dann häufig unterstützt werden, der Nahrungsaufbau mit besonderen Nährlösungen über Venenkatheter gewährleistet werden“, sagt Dr. Jochen Rübo, Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendmedizin.

Eine Handvoll Mensch
Klar, normal ist Hennys Leben nicht. Als sie zur Welt kam, war sie 40 Zentimeter groß und 1.460 Gramm schwer. Eine Handvoll Mensch. Aber aufgeregt ist deshalb niemand. Nicht die Ärzte, nicht die Pflegekräfte, nicht die Eltern. Denn: Es gibt kein Problem. „Sie ist ja gesund“, lächeln sie.

Vier bis fünf Stunden verbrachten Judith und Marc Daniels täglich bei ihrer Tochter, am Wochenende mehr. Ein Kaiserschnitt mit Vollnarkose schränkte die Mutter nach der Geburt ein. Judith Daniels kam anfangs im Bett, später im Rollstuhl und jetzt zu Fuß in die Kinderintensivstation.

Die junge Familie lernt sich immer besser kennen. Henny – benannt nach ihrer Urgroßmutter – schreit wenig. Meldet sich aber, wenn es nötig ist. Lacht. Badet gerne. Spielt viel mit ihren Händen. Und hat Schluckauf.

Auf der Klever Kinderintensivstation werden die Eltern schnell in Routinen eingebunden. Waschen, wickeln, füttern… das ist im Idealfall Elternsache. 7 Kinder – und zum Teil ihre Eltern – sind heute da. Zwei Kaiserschnitte sind angesetzt. Viel zu tun. Trotzdem herrscht in den Räumen der Neonatologie eine konzentrierte Ruhe, die fast körperlich spürbar ist.

„Unser Ziel ist es, die kranken Neu- und Frühgeborenen durch sanfte Pflege zu fördern und ihnen viel Liebe und Zuneigung zukommen zu lassen“, fasst das Team der Neonatologie zusammen. Eltern können und sollen ihre Kinder von Anfang an berühren und mit ihnen sprechen. Die Kinder bestimmen dabei den Rhythmus.

Zur Nähe gehört etwa das „Känguruhen“. Wenn das Baby stabil genug ist, liegen die Eltern entspannt in einem Ruhesessel und bekommen ihr nacktes, nur mit einer Windel bekleidetes Kind auf die unbekleidete Brust gelegt. Das Baby zugedeckt, so dass nur das Köpfchen rausschaut - so wie bei einem Känguru. Das Baby kann den Körper der Eltern spüren, ihren Herzschlag, ihre Atmung und ihren Geruch. Die Kinder zeigen eine bessere Atmung, eine bessere Gewichtszunahme und sie sind zufriedener.

1.755 Gramm wiegt Henny heute, Ende August. Ihre Eltern sind begeistert. 20 bis 25 Gramm nimmt sie in der Regel pro Tag zu, via Fläschchen und Magensonde. Heute war der Sprung doppelt so groß, mehr als 50 Gramm hat sie zugelegt. In Stramplern bedeutet das heute trotzdem erst Konfektionsgröße 40. Das gibt es nicht von der Stange, das wird für die Frühchen im Klever Krankenhaus ehrenamtlich mit viel Liebe und Engagement genäht.

„Wir haben uns hier von Anfang an wohl und sicher gefühlt“, sagen Judith und Marc Daniels über das St.-Antonius-Hospital. „Wir kannten das Team – Ärzte, Schwestern und Hebammen – schon vor Henny. Das Vertrauen ist groß.“ Nach Hause, nach Uedem durfte Henny um den errechneten Geburtstermin, Ende September. „Sie genießt ihr Zuhause und entwickelt sich prächtig“, freuen sich die Eltern.

Nachsorge

Je nachdem, wie früh die Kinder geboren sind, liegen sie mehrere Wochen, manchmal auch Monate auf der Kinderintensivstation. Wenn es dann nach Hause geht, sind viele Eltern noch unsicher. Die KKLE lässt die Familien mit ihren Sorgen aber nicht allein: Der Bunte Kreis Kleverland bietet mit der sozialmedizinischen Nachsorgeeinheit einen Service an, der auch Familien mit chronisch kranken Neugeborenen oder frühgeborenen Kindern zugutekommt. Der Übergang von stationärer Versorgung in den häuslichen Bereich wird erleichtert. Im weiteren Verlauf begleitet bei Bedarf das sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) am St.-Antonius-Hospital. Sollten Probleme auftauchen, können frühzeitig therapeutische Hilfen angeboten werden.