Brustkrebsvorsorge
Mammographie im Fakten-Check

Pro Jahr erkranken in Deutschland mehr als 70.000 Frauen an Brustkrebs. Damit ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung von Frauen. Um frühzeitig Tumore in der Brust zu erkennen, wird das kostenlose Mammographie-Screening in Deutschland seit 2008 bundesweit angeboten. Nach einer Expertengruppe der WHO können Frauen im Alter zwischen 50 und 69 Jahren ihr Risiko, an Brustkrebs zu sterben, um 40 Prozent senken, wenn sie regelmäßig am Screening-Programm teilnehmen. Der Nutzen der Untersuchung ist trotzdem umstritten.

Patientin beim Mammographie-Screening.

Dr. Lubos Trnka, Chefarzt des Brustzentrums Linker Niederrhein, hat den Fakten-Check zu den häufigsten Kritikpunkten gemacht:

„Mammographie führt häufig zu Befunden mit Krebsverdacht, der sich dann nach zwei bis drei Wochen in Angst als falsch herausstellt.“

Wenn 1.000 Frauen an einer Mammographie teilnehmen, dann erhalten etwa 30 von ihnen einen auffälligen Befund und einen Termin für weitere Untersuchungen. Bei sechs der 30 Frauen bestätigt sich der Verdacht und sie erhalten die Diagnose Brustkrebs. Bei etwa zwei von 1.000 Frauen, bei denen die Mammographie unauffällig war, wird vor der nächsten Einladung Brustkrebs festgestellt.

„Ultraschall und Abtasten sind genauso gut.“

Falsch. Manche bösartigen Tumore sind nicht tastbar, andere sind nicht sichtbar. Manche Tumore sind weder sicht- noch tastbar. Experten gehen derzeit davon aus, dass der Ultraschall als Ersatz für eine Mammographie nicht geeignet ist, wenn ein Verdacht auf Brustkrebs besteht.

„Mammographie ist aufgrund der Strahlenbelastung selbst gefährlich und kann zu Krebs führen.“

Das Bundesamt für Strahlenschutz geht davon aus, dass bei einer regelmäßigen Teilnahme am Brustkrebs-Früherkennungsprogramm über einen Zeitraum von 20 Jahren ab einem Alter von 50 Jahren das Verhältnis von Nutzen zu Strahlenrisiko bei etwa 50 zu eins liegt, also der Nutzen etwa 50-mal so hoch ist wie das Strahlenrisiko.

„Mit der Mammographie sind Vorstadien von Krebs erkennbar, die sich möglicherweise gar nicht zu Brustkrebs ausbilden werden.“

Es ist nicht auszuschließen, dass nicht jede Frau wirklich eine Therapie benötigt hätte, die aufgrund des Mammographie-Screenings von einer Brustveränderung erfährt. Allerdings kann man zurzeit noch nicht erkennen, bei welcher Frau sie sich zum invasiven und gefährlichen Tumor entwickeln wird. Daher lassen Experten diese Kritik am Mammographie-Screening nicht gelten.

„Die Mammographie unterscheidet nicht zwischen gut- und bösartigen Tumoren.“

Weder die Mammographie noch die Tastuntersuchung oder der Ultraschall reichen aus, um die Gut- oder Bösartigkeit eines Tumors sicher zu erkennen. Die zuverlässigste Methode, um dies mit größtmöglicher Sicherheit festzustellen, ist die Gewebeprobe (Biopsie).

Diesen Artikel verfasste:
Chefarzt
Dr. Lubos Trnka