Akupunktur
Kleine Stiche, große Wirkung

Akupunktur ist tausende Jahre alt – Fachärztin Ulrike Blohm setzt die Methode in der Praxis für Anästhesie des MVZ Karl-Leisner ein. Sie wirkt unter anderem bei Knie- und Rückenschmerzen.

Als der chinesische Gelehrte Huangfu Mi um das Jahr 260, in der Zeit der Wei-Dynastie, in zwölf Bänden und 128 Kapiteln seinen „Systematischen Kanon des Stechens und Brennens“ zusammenstellte, war dies ein medizinisches Werk auf der Höhe seiner Zeit. Es handelt sich um das erste sicher datierbare Kompendium zur Akupunktur - verfasst in einer Zeit, als die Medizin mit Laboranalysen, Tabletten und Geräten fernab jeder Einbildungskraft lag.

Es dauerte gut anderthalb Jahrtausende, bis der französische Arzt Louis Berlioz die erste Akupunkturbehandlung in Europa durchführte, im Frühling 1810 in einer Provinzstadt nahe der Rhone. Er behandelte eine Frau im Alter von 24 Jahren, die, so die Diagnose, an einem „nervösen Fieber als Folge einer starken und langdauernden Angst“ litt. Schon die erste Behandlung mit einer Nadel im Oberbauch habe die Beschwerden „wie durch Zauberei“ beseitigt. Es gab weitere Patienten und sechs Jahre später schrieb der Mediziner über seine Erfahrungen mit der Heilmethode aus dem fernen Osten.

Die ersten Behandlungen in der französischen Provinz waren der Auftakt für eine medizinische Erfolgsgeschichte einerseits, für auch heute noch nicht enden wollende Diskussionen über die Wirksamkeit der Methode andererseits. Akupunktur bzw. die TCM (traditionelle chinesische Medizin) betrachtet Menschen ganzheitlich, somit ist auch die Behandlung ganzheitlich (und nicht nur auf ein Organ) bezogen. Die Schulmedizin sucht in der Regel die eine organische Ursache und behandelt diese.

Die Akupunktur geht davon aus, dass die Lebensenergie Qi den Körper durchfließt, dass Störungen in diesem Fluss zu Beschwerden führen, und dass die Akupunktur diese Blockaden wieder beseitigen kann.

Dazu werden unterschiedlich lange dünne Nadeln, die so fein sind, dass der Patient häufig nicht einmal die Einstiche spürt, an bestimmte, Meridiane genannte Leitbahnen geführt, wo sie dann definierte Punkte stimulieren. Was genau durch die Stiche ausgelöst wird, ist wissenschaftlich nicht geklärt, eine Vermutung geht dahin, dass dadurch die Ausschüttung der sogenannten „Glückshormone“ – Serotonin, Endorphine – angeregt wird.

In Europa gibt es nach Schätzungen knapp 100.000 Anwender von Akupunktur, darunter befinden sich auch 80.000 Ärzte. In Deutschland gibt es für Mediziner seit 2003 die Zusatz-Weiterbildung Akupunktur. Und eine sich über sechs Jahre hinziehende Studie aus Deutschland (GERAC), an der sechs Universitäten und mehr als 500 ambulante Ärzte teilnahmen, konnte 2007 wissenschaftlich nachweisen, dass mit Akupunktur bei chronischen Kreuzschmerzen und bei Kniegelenksbeschwerden infolge einer Arthrose eine bessere Wirkung im Vergleich zur Standardtherapie erzielt wurde.

In der Praxis für Anästhesie des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Karl Leisner Goch bietet Ulrike Blohm seit 2021 Akupunkturbehandlungen an. Die Fachärztin für Anästhesiologie hat sich seit vielen Jahren der altbewährten Methode verschrieben, und sie ist, wie sie selbst sagt, fasziniert davon, dass man „mit kleinen Nadeln Großes erreichen kann“. Oft stelle sich schon nach wenigen Behandlungen eine Besserung des Befindens ein, und dies mit einer Methode, die praktisch ohne Nebenwirkungen sei.

Neben den genannten Schmerz-Indikationen, die seit 2007 zum Leistungskatalog der Krankenkassen gehören, gibt es eine Vielzahl weiterer Anwendungen, in denen die Akupunktur zum Einsatz kommen kann. Die Kosten für die Behandlung werden dann allerdings nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Zu den zusätzlichen Indikationen zählen vor allem Kopfschmerzen (Migräne), aber auch Raucherentwöhnung und Allergien. Psychosomatische Störungen werden u.a. nach dem sogenannten NADA-Schema behandelt. Auch bei schwerer Prüfungsangst kann Akupunktur Linderung verschaffen.

Bei Schmerzbehandlungen werden in der Regel 10-15 Sitzungen durchgeführt, die jeweils 20-30 Minuten dauern. Bei Allergien sind zwei Nadelungen zu Beginn der Pollensaison angezeigt. Für die Raucherentwöhnung genügt oftmals eine Behandlung.