Individuelle Planung der Geburt spielt wichtige Rolle
Kaiserschnitt: Chance oder Risiko?
Die individuelle Planung der Geburt spielt in der Frauenklinik des St.-Antonius-Hospitals eine wichtige Rolle. Die geburtshilfliche Sprechstunde bietet werdenden Müttern die Gelegenheit zum persönlichen Gespräch. Susanne Heiden, leitende Oberärztin der Frauenklinik am St.-Antonius-Hospital, berät werdende Mütter.
Etwa ein Drittel der Kinder, die im St.-Antonius-Hospital zur Welt kommen, wurde per Kaiserschnitt geboren. „Die Vor und Nachteile von natürlicher Geburt und Kaiserschnitt wägen wir in jedem Einzelfall individuell ab“, so Susanne Heiden. „Gut ist es, wenn das Thema rechtzeitig vor der Geburt besprochen ist.“
Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wann ist ein Kaiserschnitt medizinisch notwendig?
Susanne Heiden: Es gibt klare medizinische Gründe. Eine ungünstige Lage des Kindes oder ein besonders großes Kind. Auch wenn es Mutter oder Kind während der Geburt nicht gut geht, kann dies einen Kaiserschnitt erfordern. Bei Zwillingen oder Steißlagen ist eine natürliche Geburt oder ein Kaiserschnitt möglich. Wichtig ist eine sichere und schöne Geburt, bei der es Mutter und Kind gut geht.
Ist ein Kaiserschnitt riskanter als eine Geburt auf natürlichem Wege?
Susanne Heiden: Ein Kaiserschnitt ist eine Operation. Operationen bergen immer Risiken. Es kann zu Blutungen, Thrombosen oder Infektionen kommen, Nachbarorgane können verletzt werden. Bei weiteren Geburten nach einem Kaiserschnitt können Komplikationen auftreten, zum Beispiel wenn es von der vorherigen Geburt eine Narbe gibt.
Kann man nach einem Kaiserschnitt wieder auf normalem Weg ein Kind bekommen?
Susanne Heiden: Grundsätzlich ja. In Zahlen liegen die Chancen bei 70 Prozent. Das Risiko, dass die alte Kaiserschnittnarbe reißt, liegt nur bei 1 bis 2 Prozent. Kommt es allerdings zu einem Riss der Gebärmutter, ergibt sich für Mutter und Kind eine Notsituation, die eine sofortige Operation erfordert. Nach einem Kaiserschnitt ist es sehr wichtig, dass neben der Geburtshilfe auch die Kinderärzte bereit stehen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Geburtshilfe und Kinderklinik – wie wir sie in Kleve pflegen – ist essenziell.
Was halten Sie von einem Wunschkaiserschnitt?
Susanne Heiden: Wenn ein Kaiserschnitt nicht medizinisch notwendig ist, rate ich zur natürlichen Geburt. Es gibt körpereigene Kräfte und Hormone, die der Mutter die Geburt erleichtern. Auch das Stillen wird erleichtert, die Rückbildung nach der Geburt verläuft besser. Die Natur hat das schon sehr gut eingerichtet! Mit einem Kaiserschnitt verzichtet die Mutter auf das Geburtserlebnis, die Erholung dauert auch länger. Es mag aber persönliche Gründe für einen Wunschkaiserschnitt geben. Darauf gehe ich natürlich ein, bespreche das mit der Mutter in aller Ruhe und Ausführlichkeit.
Ist der Kaiserschnitt also Chance oder Risiko?
Susanne Heiden: Die Antwort ist einfach: Beides. Die Medizin bietet heute viele Möglichkeiten, über die ich sehr froh bin. Ein Herzschrittmacher oder eine Transplantation etwa bieten ja auch große Chancen. Aber wann immer es geht, sollten wir der Natur ihren Raum geben. Für Klarheit und Sicherheit, für eine Entscheidung zur Geburt braucht es immer ein ausführliches und individuelles Gespräch. Nur so können die besten Entscheidungen für Mutter und Kind und damit auch für die ganze Familie getroffen werden. Das ist mir am wichtigsten – auch und gerade beim Kaiserschnitt.