Wenn eine werdende Mutter erfährt, dass ihr Baby als Frühchen zur Welt kommen wird, schießt ihr ein panischer Gedanke durch den Kopf: „Wird mein Kind überleben?“ Für Familie Gärtner begann eine emotionale Achterbahnfahrt - mit glücklichem Ende.
Zwei Voraussetzungen müssen bei einer komplizierten Frühchen-Geburt gegeben sein: Erstens muss die medizinische Versorgung auf höchstem Niveau funktionieren. Und zweitens ist Menschlichkeit und Empathie gefragt wie selten. Wenn Liane Lorenzen auf die Geburt ihres mittlerweile dreijährigen Antons zurückblickt, resümiert sie in Bezug auf beide Aspekte trocken: „Ich wüsste nicht, was besser hätte laufen können.“
Als sie wegen eines zu hohen Blutdrucks von ihrer Frauenärztin ins St.-Antonius-Hospital in Kleve geschickt wurde, dachte die 38-jährige, dass man ihr ein paar Medikamente verschreiben würde und die Sache damit erledigt sei.
Von wegen: Nachdem die rührigen Hebammen die Herztöne des kleinen Anton gemessen hatten, war Dr. Lubos Trnka, Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe gefragt. Er offenbarte Liane Lorenzen auf Basis der Ultraschalluntersuchung, dass ihr Baby zu klein und unterversorgt sei. Nun begann für die werdende Mutter das, was sie als Zeit „meines persönlichen Dramas“ beschreibt.
In medizinischer Hinsicht ging es nun darum, den idealen Zeitpunkt für den Kaiserschnitt zu ermitteln. Dabei müssen die Ärzte das Wohl der Mutter ebenso im Blick haben wie das des Babys.
Berücksichtigen die Mediziner beispielsweise die so genannte Lungenreife des Frühchens, so ist es umso vorteilhafter, je länger das Baby im Mutterleib ist. Auf der anderen Seite kann ein zu später Zeitpunkt für die Geburt das Leben der Mutter gefährden. Im Falle des kleinen Anton entschieden sich die Ärzte, ihn schon elf Wochen vor dem normalen Termin auf die Welt zu holen.
„Anton hatte ein Loch im Herzen und ein zu großes Nierenbecken. Aber meine größte Sorge waren seine viel zu dünnen Gefäße. Wären sie geplatzt, hätte ich ein behindertes Kind bekommen.“ Glücklicherweise ist das nicht passiert. Auch die Probleme mit dem Herzen und den Nierenbecken haben sich später von selbst erledigt.
Wichtig bei der Koordination zwischen den Ärzten ist auch die räumliche Nähe zwischen der Geburtshilfe und der Neonatologie, wo die Frühchen in Brutkästen versorgt werden. Dr. Jochen Rübo, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin / Neonatologie, betont: „Dadurch, dass zwischen dem Kreißsaal bzw. dem Kaiserschnitt-OP und unserer Abteilung nur zehn Meter Entfernung bestehen, haben wir nach der Geburt kaum einen Zeitverlust. Auch die Temperatur des Frühchens bleibt so erhalten.“
Während Mutter Lorenzen die Klinik schon nach einer Woche verlassen konnte, musste Anton noch drei Monate in der Neonatologie versorgt und beobachtet werden.
Die Nerven von Liane Lorenzen waren in dieser Zeit so angespannt, dass sie sich bei einem ihrer täglichen Besuche eine Rüge von einer Krankenschwester einhandelte, die ihr nach eigenen Angaben sehr gut tat. „Sie sagte mir: Reißen sie sich doch zusammen: Sie sehen doch, dass ihr Kind kämpft – das können Sie doch auch!“
Trotz aller Anspannungen gab es aber auch in dieser Zeit schöne Momente. „Ich erinnere mich sehr gerne an die Geschwisterbesuchstage und an den Kängurustuhl – da wurde mir Anton auf die Brust gelegt und wir hatten Körperkontakt.“
Auch mit der Nachbetreuung zeigt sich Liane Lorenzen hochzufrieden, da sie für alle Fragen einen festen Ansprechpartner von zuhause aus hatte. Karin Sanders, Leiterin des Bunten Kreises Kleverland, fasst den eigenen Anspruch so zusammen: „Wir wollen auch in der Nachsorge jedes noch so kleine Problem ernst nehmen und lösen.“ Zielerreicht!
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