kostenfreie Hotline 0800 11 60 666 (täglich von 7 bis 21 Uhr)

Außerklinische Intensiv- und Beatmungspflege im Hildegardishaus Goch
Der lange Weg zurück ins Leben

Christopher Lange erlitt vor zwei Jahren eine Hirnblutung – im Hildegardishaus in Goch wird er wieder fit gemacht für den Alltag.

Bezugspflegerin Sandrina Wrobel begleitet Christopher Langes Entwicklung intensiv. Die Schwerpunkte der Therapie sind Physiotherapie und Logopädie.

Daumen rauf, Daumen runter. Für die meisten Menschen sind diese Gesten im Alltag ganz normale Bestandteile der Verständigung. Für Christopher Lange waren diese beiden Gesten noch vor einem Jahr alles, was ihm geblieben war, um sich seinen Mitmenschen mitzuteilen. Wie er geschlafen hat, wie ihm das Essen geschmeckt hat - mehr als Daumen rauf, Daumen runter war nicht möglich.

Ein geplatztes Aneurysma hatte das Leben des 39-jährigen Industriekaufmanns aus Krefeld im September 2021 aus der gewohnten Bahn geworfen. Er war für einen Chemiekonzern tätig, hatte sogar ein Jahr in Australien gearbeitet. In einer ganz normalen Mittagspause beklagte er gegenüber einer Kollegin, dass er ungewöhnlich starke Kopfschmerzen verspüre.

Sie waren die Folge einer Schwellung. Eine Ausbuchtung einer Ader im Gehirn war gerissen und blutete unkontrolliert. Nur wusste das zu diesem Zeitpunkt niemand. Und wenn die Kollegin, mit der er beim Essen war, nicht so geistesgegenwärtig gehandelt hätte, wäre Christopher Lange heute vermutlich tot.

Eine dramatische Operation

Sie aber begnügte sich nicht damit, ihren Kollegen nach Hause zu schicken. Sie initiierte sofort eine medizinische Versorgung, die schon kurze Zeit später in eine dramatische Operation mündete. Die Ärzte erkannten schnell die Ursache der Schmerzen und starteten einen Eingriff, der dann sieben Stunden dauerte.

Die Blutung wurde gestoppt. Doch sie hatte Schäden angerichtet. Welcher Art diese waren, blieb erst einmal verborgen. Um sich von der Operation zu erholen, wurde Christopher Lange drei Wochen lang in ein künstliches Koma versetzt. Bis Ende Oktober blieb er im Krankenhaus, danach begann eine Intensiv-Reha in einer Einrichtung in Meerbusch – fünf bis sieben Stunden täglich Training, um wieder ins Leben zurückzufinden.

Die Maßnahme verlief erfolgreich. Und doch war alles, was Christopher Lange konnte, als er im Juni 2022 ins Hildegardishaus nach Goch kam, die Geste mit dem Daumen. Und vielleicht drückt nichts besser den Fortschritt aus, den der Krefelder seitdem gemacht hat, als der Umstand, dass er schon wieder weitestgehend selbst davon erzählen kann, wie sich sein Leben seitdem zum Positiven entwickelt hat.

Spezialisiert auf außerklinische Intensivpflege

Das Hildegardishaus ist spezialisiert auf außerklinische Intensivpflege, die schwerstpflegebedürftige erwachsene Menschen benötigen, die in ihrer Atmung stark eingeschränkt sind und einer zeitweisen oder kontinuierlichen maschinellen Unterstützung der Atmung bedürfen.

Auch Christopher Lange musste infolge der Operation beatmet werden. Der Luftröhrenschnitt ist noch vorhanden. Mittlerweile atmet er wieder komplett eigenständig, über die Öffnung können die Pfleger allerdings noch Sekret absaugen, wenn dies erforderlich ist. Auch eine Unterstützung der Atmung wäre denkbar, sie ist allerdings nicht mehr nötig.

Die Schwerpunkte der Therapie bei Christopher Lange waren und sind Physiotherapie und Logopädie. Oder, anders ausgedrückt: Wieder lernen, sich zu bewegen und zu sprechen. „Um Heiligabend herum kamen die ersten Wörter“, erinnert sich Sandrina Wrobel. Sie ist seine Bezugspflegerin und verfolgt deshalb die Entwicklung von Christopher Lange sehr genau und intensiv.

Froh über jeden Schritt nach vorne: Christopher Lange mit seinen Eltern Gunthild Langy-Goly und Michael Goly.

Mittlerweile spricht er in ganzen Sätzen, auch die Betonung hört sich wieder normal an. Neu erlernen musste Lange auch, wie Dinge gegriffen oder gehalten werden. Einen Trinkbecher in die Hand nehmen, mit einer Gabel in ein Stück Gemüse stechen – die Schritte sind klein und mühsam, und sie müssen doch gegangen werden.

Die Versuchung ist groß, den Hilfebedürftigen bei all dem unter die Arme zu greifen. Doch das Konzept im Hildegardishaus lautet Hilfe zur Selbsthilfe. „Wir geben nur den Ansporn“, sagt Sandrina Wrobel.

Jeder Meter ein Fortschritt

Wenn der Normalzustand 100 Prozent ist, schätzt Wrobel, dann war ihr Patient bei 20 Prozent, als er ins Hildegardishaus kam. Mittlerweile sei er bei 75 Prozent, und es ist noch Raum für weitere Entwicklung. Laufen zum Beispiel. Lange sitzt noch im Rollstuhl, aber er geht schon einige Meter selbständig – mit einer Gehhilfe. Jeder Meter mehr ist ein weiterer Fortschritt.

Auch in anderen Dingen rückt der Alltag wieder näher. Mit seinem Vater besuchte Lange ein Fußballspiel seiner Lieblingsmannschaft Borussia Dortmund. Und Pflegerin Sandrina Wrobel war mit dabei, als er seine Mutter zum Geburtstag überraschend besuchte. Auch kommen oft Freunde aus Krefeld zu Besuch, um etwa mit Christopher zu grillen.

Doch es gibt immer noch neue Ziele, die zu erreichen Christopher Lange sich bemüht. Beispielsweise möchte er sein früheres Hobby, die Fotografie, wieder ausüben können. Dazu allerdings muss die Beweglichkeit in den Armen noch besser werden. Und ein weiteres Fernziel hat er sich gesteckt: „Ich möchte wieder Auto fahren können.“

Ob ihm das gelingt, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Wohl aber, dass es wichtig und richtig ist, sich Ziele zu setzen, um ins normale Leben zurückzufinden.