Dr. Richard Bingel wird klinikübergreifend Chefarzt
Sanfter Übergang
(29.03.2022) Der Mann ist ein Experte für sanfte Übergänge, und zwar vom Wachzustand in einen der künstlich herbeigeführten Bewusstlosigkeit. Und dann, nach einer Operation, wieder zurück. Im Moment kümmert sich Dr. Richard Bingel (60) zusätzlich um einen sanften Übergang in eigener Sache.

Bingel, seit 18 Jahren Chefarzt im Marienhospital Kevelaer, wird zum 1. April in allen Krankenhäusern des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin. Damit erfolgen unter seiner Verantwortung im Schnitt 40 Narkosen pro Tag, ausgeführt an den drei Standorten Kleve, Goch und Kevelaer.
Sein Blick ist ganzheitlich: Für die Menschen, die in einer möglicherweise existenziell bedrohlichen Situation erleben, dass sie zur Rettung in einen künstlichen Tiefschlaf versetzt werden müssen, möchte er mehr sein als „nur ein Techniker“, der an den Apparaten steht und die Körperfunktionen kontrolliert.
Bingel weiß, dass die Patienten bei einer Narkose einen Kontrollverlust hinnehmen müssen, der mit Ängsten verbunden ist. „Durch umfassende Betreuung vor der Operation und durch Aufklärung können wir viele dieser Ängste abbauen“, sagt der erfahrene Arzt. Frauen seien in diesem Punkt zugänglicher, weil es ihnen meist einfacher fällt, über ihre Ängste zu sprechen.
Ebenso wichtig ist auch die Zeit nach der Operation. Und es gibt auch Hinweise darauf, dass es vorteilhaft für die Patienten ist, wenn beispielsweise während des Eingriffs beruhigend auf sie eingesprochen wird – möglicherweise führt dies dazu, dass nach der Operation weniger Schmerzmittel benötigt werden.
Anästhesie: Immer schonender, immer sicherer
Die Teams des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums beherrschen alle Formen der Anästhesie – von der Allgemeinanästhesie („Vollnarkose“) bis zu den verschiedenen Formen der Regionalanästhesie („Teilnarkosen“). Bingel hat in seinen langen Berufsjahren erlebt, wie sich die Anästhesie weiterentwickelt hat: Die Verfahren wurden immer schonender und immer sicherer. Mit der Folge, dass heutzutage auch Operationen durchgeführt werden können, die vor einigen Jahren wegen eines zu hohen Risikos noch undenkbar erschienen.
In der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin sind 40 Ärzte im Einsatz – rund die Hälfte in Kleve, jeweils ein Viertel in Kevelaer und Goch. Die Teams wissen die personelle Kontinuität zu schätzen und haben in Bingel einen Chef, der auf einen teamorientierten Führungsstil setzt. Bingel selbst hat sich vorgenommen, die Vernetzung der Krankenhäuser weiter auszubauen – im Sinne der Patienten ebenso wie im Sinne der Mitarbeiter.
Für Bingel, der von sich selbst sagt, dass er gerne Anästhesist sei, bedeutet dies, dass er sich zukünftig mehr mit administrativen Aufgaben beschäftigen muss. Seinen Facharzt hat er an der Universitätsklinik Düsseldorf gemacht, in einem Team mit 90 Anästhesisten, danach wirkte er an der Universitätsklinik Essen, bevor er dem Ruf an den Niederrhein folgte – wo ihn die familiäre Atmosphäre ebenso überzeugte wie die Möglichkeit, sehr selbstständig arbeiten zu können. Beides dürfte ihm auch bei der neuen Aufgabe zugutekommen.